Müssen Organisationen gewinnen oder bestehen? Viele Unternehmen priorisieren kurzfristige Ziele, doch langfristiger Erfolg erfordert eine andere Denkweise. Die Spieltheorie unterscheidet zwischen Finite Games, die ein klares Ende haben, und Infinite Games, die auf nachhaltiges Bestehen ausgelegt sind. Wer den Unterschied versteht, kann Entscheidungen treffen, die eine Organisation langfristig erfolgreich machen.
Unternehmen und Teams orientieren sich oft an festgelegten Zielen und fixen Zeitpunkten. Quartalszahlen, Projektdeadlines oder Budgetzyklen bestimmen den Arbeitsalltag. Doch Organisationen sollten Menschen, Projekte und Strategien überdauern. Hier entsteht ein Zielkonflikt zwischen kurzfristiger Effizienz und langfristiger Anpassungsfähigkeit. Während viele Unternehmen auf kurzfristige Gewinne setzen, zeigt die Spieltheorie, dass nachhaltiger Erfolg eine andere Herangehensweise erfordert. Die Unterscheidung zwischen Finite und Infinite Games verdeutlicht, warum manche Organisationen an starren Zielen festhalten, während andere langfristig resilient bleiben.
In Finite Games gibt es klare Regeln, feste Spielzeiten und definierte Gewinner. Diese Spiele enden mit einem bestimmten Ergebnis. In Unternehmen zeigt sich diese Denkweise in Projekten mit fixem Endpunkt, in klar messbaren Erfolgen und in kurzfristigen Zielsetzungen. Typische Beispiele sind Marktanteilsgewinne, Projektabschlüsse oder finanzielle Zielvorgaben.
Im Gegensatz dazu gibt es Infinite Games, die kein festgelegtes Ende haben. Ziel ist es nicht zu gewinnen, sondern das Spiel am Laufen zu halten. Unternehmen, die in Infinite Games denken, investieren langfristig, setzen auf Anpassungsfähigkeit und fokussieren sich auf nachhaltiges Wachstum. Sie optimieren nicht nur für den nächsten Quartalsbericht, sondern für die Zukunftsfähigkeit der gesamten Organisation.
Beispiel:
Ein Automobilkonzern entscheidet sich für eine kosteneffiziente Strategie und verzögert Investitionen in Elektromobilität – um Jahresziele zu erreichen. Das Ergebnis: Langfristiger Wettbewerbsnachteil.
Viele Unternehmen sind darauf ausgerichtet, kurzfristige Erfolge zu maximieren. Sie verfolgen klare, messbare Ziele, die oft an Deadlines oder Leistungskennzahlen gebunden sind. Dies kann zu einer Fokussierung auf operative Exzellenz führen, doch langfristig kann es problematisch werden. Denn wenn das Ziel nur darin besteht, den nächsten Meilenstein zu erreichen, bleiben oft übergeordnete strategische Überlegungen auf der Strecke. Innovationsprojekte werden abgebrochen, weil sie nicht sofort profitabel sind. Unternehmenskulturen vernachlässigen Lernprozesse, weil kurzfristige Ergebnisse zählen. Der Druck, immer neue Erfolge vorweisen zu müssen, kann dazu führen, dass Teams und Führungskräfte Entscheidungen treffen, die langfristig nicht nachhaltig sind.
Unternehmen, die sich als Teil eines Infinite Games begreifen, nehmen eine andere Perspektive ein. Sie setzen nicht auf maximale Ressourcenauslastung oder kurzfristige Gewinne, sondern darauf, langfristig relevant und anpassungsfähig zu bleiben. Dazu gehört die Fähigkeit, auch dann in neue Ideen zu investieren, wenn diese kurzfristig keinen unmittelbaren Gewinn versprechen. Anpassungsfähigkeit wird zum entscheidenden Erfolgsfaktor, weil der Fokus nicht auf der Maximierung eines einzelnen Ergebnisses, sondern auf dem Erhalt des gesamten Systems liegt.
Organisationen, die Infinite Games spielen, denken über einzelne Projekte hinaus. Sie betrachten Wachstum nicht als eine lineare Steigerung von Kennzahlen, sondern als eine kontinuierliche Anpassung an sich verändernde Bedingungen. Langfristige Kundenbeziehungen, nachhaltige Innovationsstrategien und resiliente Strukturen stehen im Vordergrund. Erfolg wird nicht daran gemessen, ob man ein einzelnes Ziel erreicht hat, sondern daran, ob man weiterhin konkurrenzfähig, relevant und leistungsfähig bleibt.
Der Übergang von einer kurzfristigen zu einer langfristig ausgerichteten Organisation ist anspruchsvoll, aber notwendig. Führungskräfte müssen lernen, über den nächsten Quartalsbericht hinauszudenken und ihre Entscheidungen auf nachhaltige Entwicklungen auszurichten. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, ist die Veränderung der Messgrössen. Anstatt nur kurzfristige Leistungskennzahlen zu betrachten, sollten Unternehmen sich fragen: Wie widerstandsfähig ist unser Geschäftsmodell? Wie schnell können wir uns an veränderte Marktbedingungen anpassen? Wie fördern wir eine Unternehmenskultur, die langfristig tragfähig ist?
Zudem erfordert es eine Veränderung in der Führungskultur. Traditionelle hierarchische Strukturen fördern oft kurzfristiges Denken, weil Entscheidungsprozesse an operative Zielerreichungen gebunden sind. Unternehmen, die langfristig erfolgreich sein wollen, müssen stattdessen Eigenverantwortung und langfristiges Denken in Teams fördern. Dies kann durch verstärkte Autonomie, iterative Prozesse und eine Kultur des kontinuierlichen Lernens erreicht werden.
Unternehmen, die langfristig erfolgreich sein wollen, müssen den Unterschied zwischen Finite und Infinite Games verstehen. Während kurzfristige Ziele wichtig sind, sollte der Fokus darauf liegen, das Unternehmen zukunftsfähig zu machen. Dies erfordert eine Anpassung der Messgrössen, eine Veränderung der Führungskultur und die Bereitschaft, strategisch über einzelne Projekte hinauszudenken. Der grösste Fehler, den Organisationen machen können, ist es, sich ausschliesslich auf den nächsten Meilenstein zu konzentrieren – und dabei zu vergessen, dass das eigentliche Ziel darin liegt, das Spiel langfristig weiterzuspielen.