dot.coaching erklärt - Konfliktmanagement - Zum Teufel ja!

Samuel Gerber
30. Oktober 2018

Wo Menschen zusammenkommen, entstehen Konflikte. Das Phasenmodell von Tuckman sieht Konflikte als logische - gesunde - Entwicklung in jedem Team.

Der Konflikt kann aber so tief gehen, dass er den nächsten Schritt hin zu "Performing" verunmöglicht. Das Teufelskreis Modell macht den Konflikt sichtbar und hilft, diesen gemeinsam zu durchbrechen.

Häufig entsteht der Konflikt zwischen zwei Personen, welcher auf die restlichen Teammitglieder ausstrahlt und weitere Schäden anrichtet. Man spricht hier von Sozialer Ansteckung. Eine Methode, welche besonders bei zwei Personen geeignet ist und tiefer in den Konflikt dringt, indem sie die dahinterliegenden Emotionen sichtbar macht, ist das Teufelskreismodell von Schulz von Thun.

Menschen in Kontakt reagieren aufeinander

Es kommt zu einer Wechselwirkung: Aktion - Reaktion. Aktion - Reaktion. Eine Beziehungsdynamik entsteht. Diese kann oft sehr positiv sein. Aber auch eine negative, sich selbst verstärkende Abwärtsspirale kann eintreten. Im Teufelskreismodell werden zwei Elemente unterschieden: So, wie sich die Menschen fühlen (Emotion) und so, wie sie sich verhalten (Reaktion). Beide Personen sehen sich selbst nicht als Ursache (Aktion), sondern nur als Reaktion auf das Verhalten des Anderen. Sie empfinden die Beziehung als schwierig, sehen aber keinen Ausweg, weil sie nur reagierend sind.

Ohne Anfang und Ende

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Ein Beispiel aus dem beruflichen Kontext. Zwei Kollegen sollen in der Konzernleitung die Ergebnisse ihrer gemeinsamen Arbeit präsentieren. A, der extrovertierte Typ, dominiert die Präsentation und unterbricht sein Gegenüber. B, mehr introvertiert in seiner Person, fühlt sich übergangen und nimmt sich deshalb noch mehr zurück. A denkt sich nur "Alles muss ich hier alleine machen, warum sagt B nichts?" (Emotion: fühlt sich alleine - nicht unterstützt) und dominiert noch mehr die Präsentation. B zieht sich noch mehr zurück (Emotion: fühlt sich ebenfalls allein - ausgegrenzt).

Je länger die Konfliktsituation besteht, desto schneller und heftiger kommt jeweils die Reaktion des Gegenübers. Vorwurfsbezogene Kommunikation "Du hast schon wieder...", "Jedes Mal...", "Du machst immer..." sind die Folge bzw. typische Warnzeichen für einen immer tiefer wachsenden Konflikt. Bereits Kleinigkeiten - ein bestimmendes Wort (Dominanz), ein Gang auf die Toilette (Rückzug) - können nun ausreichen, um den Konflikt eskalieren zu lassen.

Wir können nur beobachten. Wir hören, was der andere sagt, und sehen, was er tut. Was wir nicht beobachten können - jedoch enormen Einfluss hat - ist das, was unsichtbar in uns persönlich geschieht. Als Empfänger interpretiere ich das Verhalten meines Gegenübers und gebe diesem Verhalten eine subjektive Bedeutung. Zum vorherigen Beispiel: "Super, A übernimmt Verantwortung und entlastet mich mit seinem Auftreten". Oder "So ein Macho, A spielt sich ganz schön in den Vordergrund". Die Interpretation löst positive oder negative Gefühle in uns aus. Wir fühlen uns unterstützt oder auch minderwertig. Dies ruft eine entsprechende Reaktion bei uns hervor. Diese "wirkt" wiederum auf mein Gegenüber. Und so weiter...

Alles fängt bei uns an

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Das Wissen um diese Dynamik und das Verständnis der zugrundeliegenden Mechanismen von Emotionen und Reaktionen sind der erste Schritt. Wenn uns bewusst ist, dass wir in einem solchen Teufelskreis stecken, können wir uns überlegen, ob uns alternative Reaktionen zur Verfügung stehen - "Wie kann ich persönlich anders reagieren?" - und die Beziehung "initiieren" bzw. in positive Bahnen lenken. Ich kann mich fragen, ob es ein wiederkehrendes Thema gibt, auf welches ich besonders empfindlich reagiere. Wenn ja, kann das gleichzeitig eine sehr wertvolle Reflexion der eigenen Werte und Stärken liefern und zugleich persönliche Entwicklungspotentiale liefern.

Nicht immer ist es aber erfolgreich, nur bei sich selbst anzusetzen. Sich allein die ganze Verantwortung für den Konflikt aufzubürden - nach dem Motto: "Ich muss nur richtig interpretieren, dann kommt das schon gut." - kann nicht immer die Lösung sein. Mache vielmehr das Unsichtbare im Konflikt sichtbar. Sei mutig! Es hilft, die Kommunikation auf der reinen Emotionsebene zu provozieren. Erkläre dem Gegenüber, was bei dir innerlich vorgeht. Was hinter deiner Reaktion steckt.

Nachhaltige Lösung

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Um den Teufelskreis nachhaltig zu durchbrechen und die Kommunikation wieder konstruktiv zu gestalten, solltest du dich auch für die Emotionen deines Gegenübers interessieren und aktiv zuhören. Gegenseitig sollten jeweils folgende Fragen beantworten werden:

  • "Was ist das eigentliche Thema?"
  • "Was löst das Verhalten des anderen in mir aus?"
  • "Welche Gefühle sind damit verbunden?"
  • "Was für ein Verhalten hätte ich mir stattdessen gewünscht?"

Für diesen Perspektivenwechsel benötigt es aber eine sehr hohe Motivation von beiden Seiten. Ein Teufelskreis entsteht schleichend und ist deshalb oft tief festgefahren. Die Auflösung verlangt Ausdauer!

Ein neutraler Coach - welcher nicht Teil vom System ist - ist unabdingbar und kann mit seiner Aussensicht Wertvolles zur Konflikt-Deeskalation beitragen! 

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