Kommunikation ist immer. Ob wir wollen oder nicht. Wir kommunizieren. Zu einem grossen Teil nonverbal. Eine klare Sprache kann uns helfen, das Wesentliche klar zu machen. Hier zwei Tipps für unsere Sprachhygiene.
Sie händ en guete Job und chönt sich gnueg leischte
Ja aber, ja aberBligg, KombiNation
Die Etymologie der deutschen Sprache lehrt uns, dass wir mit dem "aber" einen Einwand, eine Entgegnung oder gar das Gegenteil aussagen wollen. Wir teilen unsere Sätze folglich in zwei Teilaussagen. Die Teilaussage vor dem "aber" und den Einwand, die Entgegnung nach dem "aber"
Konkret - Vor dem "aber" steht die Wahrheit, was danach kommt, ist mehrheitlich Abschwächung.
Oder anders formuliert: Mit dem "aber" erzeugen wir Quellen für Missverständnisse, weil unser Gegenüber beide Teilaussagen verarbeiten muss. In dieser Verarbeitung enthalten ist ein Abwägen, welche Teilaussage wichtiger ist und deshalb als "Wahrheit" empfunden wird.
Die Etymologie zeigt uns ebenso, dass wir für das "aber" Alternativen entwickelt haben. Folgende Alternativen haben in der Kommunikation den gleichen Effekt, auch sie trennen zwei Teilaussagen, die durchaus im Widerspruch zueinander stehen können:
Ich bin ja kein Rassist, aber...
Ich bin ja nicht gegen Frauenquoten, aber...
In letzter Zeit vermehrt zu beobachten ist diese Form der Verschleierung der Wahrheit. Hier verhält es sich anders. Durch die Verneinung der ersten Teilaussage - und gefolgt von einem "aber" - wird diese zur Wahrheit. Und zwar nicht so, dass jemand dann tatsächlich "kein Rassist" ist, sondern eben gerade "Rassist" ist.
Sehr oft wird diese Form der Kommunikation gewählt, wenn die Argumente eher emotional verknüpft sind und einer logischen, sachlichen Diskussion nicht standhalten.
"Eigentlich" wird etymologisch verwendet, um dem Gegenüber klar zu machen, dass die erste Teilaussage die Wahrheit ist. Satztechnisch folgt auf den Teilsatz beginnend mit "eigentlich" immer ein "aber". Was machen wir also in der Kommunikation? Wir kommunizieren Wahrheit und Abschwächung und überlassen es dem Gegenüber zu eruieren, welche Teilaussage wichtiger oder gar richtig ist.
Vielfach wird das "eigentlich" in der Kommunikation als Abschwächung der ersten Teilaussage interpretiert, was noch viel schlimmer ist. Nicht die Bestärkung der ersten Teilaussage durch Bekräftigung der Wahrheit wird erreicht, sondern das Gegenteil.
Der Einfachheit halber hier ein paar Beispiele, wie wir unsere Kommunikation von einer unscharfen zu einer klaren Kommunikation verändern können.
Beispiel | unscharfe Kommunikation | klare Kommunikation |
---|---|---|
Feedback | Eigentlich haben wir das Sprint-Ziel erreicht, aber die Qualität einiger Stories war nicht so berauschend. |
Wir haben das Sprint-Ziel erreicht. Wir müssen an der Qualität der Stories arbeiten. |
Ansage 1 |
Es wird eine Reorganisation mit Entlassungen geben, aber euch wird es nicht betreffen. |
Es wird eine Reorganisation mit Entlassungen geben. |
Ansage 2 | Ich bin ja nicht gegen agile Methoden, aber so lange sich diese nicht bewährt haben, ergibt der Einsatz keinen Sinn. |
Ich bin gegen agile Methoden. |
Wenn wir einem Team ein Lob wie "Wir haben das Sprint-Ziel erreicht" aussprechen, dann sollten wir dieses auch ehrlich und klar kommunizieren. Ohne Abschwächungen, Relativierung oder gar Verneinung im gleichen Satz.
Sehr oft verwenden wir das "aber", weil wir Respekt vor der Reaktion auf unsere Aussage haben. In diesem Fall Respekt vor der Konsequenz, dass gute Mitarbeitende aufgrund der Ansage künden. In diesem Beispiel gibt es nur zwei Punkte zu beachten. Kommuniziere den Fakt "Entlassungen" nicht, solange die Betroffenen nicht bereits informiert sind. Kommuniziere auf keinen Fall in irgendeiner Form mit Abschwächung, Verneinung oder Relativierung. Hier spielt auch der Kontext mit in die Form der Kommunikation.
In diesem Beispiel ist die Kommunikation sehr schwach, weil die Argumente einer logischen, sachlichen Diskussion nicht standhalten. Sehr oft erleben wir diese Form in Situationen, in welchen Menschen überfordert sind, zu wenig informiert sind und sich entsprechend schützen möchten. Als Gesprächspartner können wir dies aufnehmen und entsprechend Raum geben oder eben nicht. Wichtig ist, dass wir erkennen, dass unser Gesprächspartner die logisch, sachliche Ebene verlassen hat.