dot.research - Was die dot.community aus der Corona-Krise gelernt hat!

Tobias Ellenberger und Samuel Gerber
23. Juni 2020

Das Coronavirus und die damit einhergehenden Massnahmen haben uns drastisch aus der Alltagslethargie gerissen. Beginnend mit dem Notstand Mitte März folgten für den allergrössten Teil von uns mindestens zwei intensive Monate Zuhause. Wie hat die dot.community diese Zeit erlebt? Was lief gut und was lief schlecht? Gerne präsentieren wir euch die Antworten!

16. März 2020. Ein Tag, an den wir uns alle erinnern! Der Notstand wurde ausgerufen und viele von uns ins Home Office beordert. Nicht alle sind gleichermassen mit der Situation umgegangen. Einige fielen in eine Schock-Starre und wiederum andere in einen hektischen Aktionismus. Eine gewisse Angst vor der unklaren Zukunft ist vermutlich bei allen mitgeschwungen. Doch wie hat sich die Situation auf uns konkret ausgewirkt?

Wir wollten dieser Frage genauer nachgehen und haben via verschiedener Kanäle einen Fragebogen zirkulieren lassen. Dies geschah in einem Zeitraum zwischen dem 18. Mai und dem 2. Juni, zu einer Zeit also, in welcher die extreme Phase des "Soft Lockdowns" zu Ende war. Unsere Erkenntnisse und Erlebnisse präsentieren wir euch hier. Selbstverständlich anonym!

Wie erging es der dot.community emotional?

Die Grundstimmung in der Community war positiv. Die Teilnehmenden sollten bei der Frage "Wie geht es dir heute?" die Adjektive "motiviert", "erholt", "müde" und "ausgelaugt" rangieren. Nicht alle haben alle vier Adjektive rangiert, aber von 27 Personen haben 10 das Adjektiv "motiviert" auf den ersten Platz befördert und 7 das Adjektiv "erholt". Die eher negativ konnotierten Adjektive "ausgelaugt" (4) und "müde" (6) wurden weniger oft auf den ersten Rang gewählt.

Neben der Grundstimmung am jeweiligen Tag, interessierten wir uns auch für die Frage "Wie hat sich die Home Office Zeit auf meine Gesundheit ausgewirkt"?

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Die Teilnehmenden konnten die verschieden Aussagen von 1 = überhaupt nicht bis 5 = Absolut einverstanden bewerten. Im mittleren bis leicht positiven Bereich lagen die Aussagen "Essen: gesünder und bewusster" (gewichteter Mittelwert, nachfolgend GM, von 2.7); "Pausen: öfter und entspannter" (GM = 2.8) und "Bewegung: regelmässiger" (GM = 2.7). Im doch eher positiven Bereich bewertet wurden die Aussagen "Mental health: bewusst und regelmässig" (GM = 3.2); "Erholung: intensiver" (GM = 3.3) und "Schlaf: erholsamer" (GM = 3.5). Es darf spekuliert werden, dass sich das Wegfallen des Pendelns bei vielen positiv auf den Schlaf und die Erholung ausgewirkt hat und die negativen Effekte der erhöhten Unsicherheit aufgewogen hat.

Berufliche Situation und Ziele

Die drastische, durch den Soft Lockdown bedingte, Veränderung kann natürlich das eine oder andere berufliche Ziel neu oder anders priorisieren oder sogar gänzlich obsolet machen. Auf der anderen Seite können auch neue Themen aufkommen. Dem wollten wir genauer nachgehen.

"Wie gut bin ich auf meiner Lernreise unterwegs?" haben wir dementsprechend gefragt und den Teilnehmenden die Möglichkeit gegeben, folgende fünf Antwortoptionen zu rangieren "besser als erwartet"; "gut"; "zufrieden"; "gestoppt" und "ausgebremst". Von 24 abgegebenen Stimmen bei Platz 1 sind jeweils 7 auf die Kategorien "besser als erwartet" und "gut" gefallen.

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4 Personen haben für sich das Fazit "zufrieden" getroffen. Nur 4 Personen fühlten sich "gestoppt" und sogar nur 2 Personen "ausgebremst". Diese Antworten deuten zumindest nicht auf eine grosse Veränderung in Bezug auf die eigenen Entwicklungsziele hin. Im Gegenteil. Viele Personen fühlten sich sogar "besser als erwartet". Unklar bleibt, ob dies auf sehr negative Erwartungen oder eine reale Zufriedenheit, unabhängig von den speziellen Umständen, zurückzuführen ist.

Aus diesem Grund haben wir mit der Nachfolgefrage nochmals konkreter nachgefragt. "Welchen Einfluss hat Corona auf meine Ziele 2020?".

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Es wurden vier Aussagen auf der oben beschriebenen Antwortskala von 1 bis 5 bewertet. Die Aussage "Zielerwartung Strategie wurde reduziert" (GM = 2) scheint bei den 21 Antwortenden nicht zuzutreffen. Auch "individuelle Ziele wurden reduziert" (GM = 2.3) scheint nicht zuzutreffen. Die Aussagen "neue individuelle Ziele wurden definiert" (GM = 2.8) und "neue strategische Ziele wurden definiert" (GM = 3) scheint eher auf Zustimmung zu treffen, wobei sich hier eine bimodale Verteilung andeutet, sprich ein Teil der Antwortenden stimmt eher zu und ein anderer Teil lehnt eher ab, was wohl zu diesem gewichteten Mittelwert leicht über der Mittelkategorie geführt hat. Im Fazit gibt es also Hinweise, dass die Teilnehmenden aus der dot.community trotz teilweisen Zielanpassungen gut auf ihrer Lernreise unterwegs sind.

Einfluss von Corona auf dich und deine Arbeit

Wie empfand die dot.community die Arbeitslast im Soft Lockdown? Wir haben das ganz direkt gefragt! Bei der Frage "Welchen Einfluss nimmt die Arbeitslast auf dich" wurden wiederum fünf Aussagen von 1-5 bewertet, welche interessanterweise mehrheitlich abgelehnt wurden.

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Die 19 Antwortenden bewerteten Aussagen wie "Ich kann schlecht abschalten" (GM = 1.8); "Ich esse ungesund Mittagessen" (GM = 2) eher ablehnend und Aussagen wie "Ich fühle mich unter Druck, gleiche Leistung zu erbringen" (GM = 2.5) oder "Ich leide unter der hohen Arbeitslast" (GM = 2.6) im mittleren Bereich. Einzig die Aussage "Ich bin non-stop in Meetings" (GM = 3.1) wurde eher zusagend beantwortet. Eine Erfahrung, die vermutlich nicht nur die Teilnehmenden der Umfrage kennen! Kennst du eigentlich schon unseren Blogbeitrag zur optimalen Meetingstruktur

Und was lernen wir aus Corona?

Auf diese spannende Frage suchten wir natürlich auch eine Antwort! Und wir erhielten gleich mehrere, denn die 19 Teilnehmenden haben auf alle von uns vorgegebenen Aussagen mit Zustimmung reagiert. Konkret sind dies "Selbstorganisation beflügelt und motiviert" (GM = 4.3); "Team Arbeit ist auch online möglich" (GM = 4.2); "Home Office ist effizient" (GM = 4.1); "Kommunikation wird intensiver" (GM = 3.9) und "Vernetzung funktioniert auch online" (GM = 3.9).

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Hier anzumerken ist sicherlich, dass sich bei der letzten Aussage wiederum eine bimodale Verteilung abzeichnet, ein Hinweis also, dass es hier "zwei Typen von Vernetzern" geben könnte: Die Online- und die Offline-Vernetzer.

Abschliessend haben wir die Teilnehmenden nach ihrem persönlichen Fazit gefragt. Was nehmen sie als positive und negative Erfahrungen mit? Was wird nach Corona bleiben? Die Antworten in Form von Word Clouds finden sich direkt im Anschluss.

Was nehme ich als positive Erfahrung mit?

Ich denke, die Interpretation dieser Word Cloud überlassen wir gerne dem/der Lesenden selbst. Ein paar Begriffe, die uns ins Auge gestochen sind: Entschleunigung, Digitalisierung, Experimentation, Familienzeit, und Wir-Gefühl.

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Selbstverständlich gab es auch negative Erfahrungen. Diese wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten!

Was nehme ich als negative Erfahrung mit?

Spannende Aussagen finden sich auch hier. Mehr Arbeit, Mehrfachbelastungen oder Unsicherheiten sind nur ein paar Begriffe, die ins Auge stechen. Was fällt euch auf, wenn ihr die Grafik betrachtet?

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Last but not least: Was wird (hoffentlich) bleiben?

Was möchte ich auch nach Corona beibehalten?

Ein Begriff überstrahlt alles: Home Office! Dieser Wunsch scheint nicht einmal unrealistisch, haben doch viele Firmen durch den Soft Lockdown die Vorteile dieser Arbeitsform kennengelernt. Bei anderen Punkten sind wir kritischer, wünschen den Teilnehmenden aber auf alle Fälle viel Erfolg und hoffen, dass auch Querdenken, Entspannung und Experimentierfreude nicht nur gute Ziele bleiben!

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Wie passt dies nun alles zusammen?

Jede gute Studie endet mit einer Diskussion. "Rohe" Ergebnisse werden zusammengefasst und in einen Kontext gesetzt. Dies möchten wir hier nicht auslassen und geben Euch Einblick aus zwei Perspektiven!

Emotionale Perspektive: Betrachtet aus einem übergeordneten Blickwinkel hat die Community im "Soft Lockdown" sicherlich unter ein paar Unannehmlichkeiten wie Meeting-Marathons und fehlendem persönlichen Austausch gelitten. Auch Ängste und Unsicherheiten waren Teil dieser Zeit. Dennoch muss man auch festhalten, dass im Gesamtbild die positiven Aspekte zu überwiegen scheinen. Der Community scheint es besser ergangen zu sein, als man erwarten durfte. Oder kommt diese Positivität nur zustande, weil die Erwartungen so schlimm waren und es dadurch fast nur "positiver als erwartet" kommen konnte?

Viele fühlen sich in Bezug auf Ihre Ziele und Ihre Lernreise gut unterwegs. Ansprüche wurden also nicht einfach so über Board geworfen sondern höchstens angepasst. Kann es sein, dass unsere Community die Zeit als eine Art Auszeit sinnvoll genutzt hat, sich neu fokussiert hat und den Wert von mehr Zeit, Gesundheit und Home Office entdeckt hat? Dieser Eindruck kann sich beim Blick auf die Resultate zumindest aufdrängen. Neue Experimente wurden gewagt und dabei auch Neues entdeckt. Mehr bei sich sein, kann auch mehr Fokus bedeuten und vieles, wenn auch nicht alles, geht auch mit virtuellen Tools.

Strategische Perspektive: Eine zu Beginn des Lockdowns geäusserte These war, dass die Unternehmen ihre Ziele aufgrund des Lockdowns nicht oder nur marginal anpassen werden. Dies hat sich zum grössten Teil bestätigt. Über die Hintergründe, weshalb die Ziele nicht angepasst wurden, kann nur spekuliert werden. Ob es in jedem Fall angebracht gewesen wäre ebenso. Klar ist, dass keine Anpassung der Ziele bei gleichzeitiger erzwungener Reduktion der Leistungsfähigkeit und damit Verkürzung der Lieferzeit nicht zwingend bessere Resultate erbringt. Ob spontane Absenzen von Teilnehmenden, Unterbrüche von Meetings oder Meetings inkl. den Familien der Teilnehmenden, in unseren vielen online Sessions haben wir so ziemlich alles erlebt, was Einfluss auf die Leistungsfähigkeit der Arbeitnehmenden nehmen kann. Ganz abgesehen von technischen Hürden, die durch die Verwendung neuer oder auch alter (ungeeigneter) Tools im Home Office mit sich gebracht haben. Unsere Erfahrung mit den Teilnehmenden hat unsere persönliche Erwartung an die Leistungsfähigkeit, nicht die Motivation oder den Willen, sehr schnell relativiert. 

Homeoffice war vor dem Lockdown ein Privileg von wenigen. Galt als nicht tragbar, nicht machbar und ineffizient. Plötzlich musste es sein und wurde möglich. Innerhalb von 21 Tagen können wir uns an neue Gepflogenheiten gewöhnen. Diese zur Normalität werden lassen. Für viele Teilnehmende ist das Homeoffice zur neuen Normalität geworden. Einige wollen zumindest 50% ihrer zukünftigen Arbeitszeit im Homeoffice verbringen. Nicht nur, aber auch weil der Arbeitsalltag viel freier und somit auf die eigenen Ressourcen und Rahmenbedingungen abgestimmt werden kann. Alleine der Wegfall der Reisezeit schenkt zwischen ein bis vier Stunden zusätzliche Zeit, die für individuelle Ziele wie Familie, Gesundheit und Erholung eingesetzt wurden. Die Rückkehr zur neuen Normalität wird die Grundhaltung und Werte von einigen auf den Prüfstand stellen. Wie sehr vertrauen wir auch nach Corona, dass jemand im Homeoffice sein Bestes gibt?

Und wie ist es dir ergangen...?

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Willst du mit uns Lernen? Wir begleiten dich gerne auf deiner weiteren Reise mit diversen Ansätzen!

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