dot.research - Das Scrum-City Experiment

David Berger
29. Januar 2019

Ein Experiment: Was wäre, wenn? Was wäre, wenn in einer Stadt alle nach Scrum arbeiten würden? Willkommen!

Angenommen also ...

Alle Erwerbstätigen einer Stadt arbeiten nach Scrum: Wer nicht selbst in einem Entwicklungsteam gestaltet, interagiert als Stakeholder, Product Owner oder Scrum Master. Die ultimative Scrum-City. So das Szenario. Kein "ScrumBut" - sondern ein pures, unverfälschtes und ehrliches Scrum, das die Scrum-Werte hochhält. Und das seit zwei Jahren (per Juli 2016).

Das Experiment starten

Lasst uns also das Experiment starten: Seit zwei Jahren arbeitet unsere Scrum-City ausschliesslich nach Scrum. Die Teams sind allesamt selbstorganisiert, holen sich ihre Aufgaben aus dem Backlog, entwickeln konzentriert und fokussiert ein lauffähiges Produktinkrement. Sie inspizieren und adaptieren zusammen mit den Stakeholdern das Produkt und maximieren dessen Wert. In etlichen Retrospektiven verbessern sie die Zusammenarbeit. Ganz Scrum.

Was passieren wird?

Scrum ändert die Verhältnisse der Arbeitswelt fundamental. Das beeinflusst das Verhalten und irgendwann die Haltung der betroffenen Menschen. Denn Scrum prägt folgende Haltungen:

  • Mut
  • Fokus
  • Selbstverpflichtung
  • Respekt
  • Offenheit

Das sind die Werte von Scrum. Scrum verspricht, dass Menschen, die nach dem Framework Scrum arbeiten, ebendiese Werte verinnerlichen werden. Folglich werden diese Werte plötzlich auch unser Verhalten in unserem Privatleben beeinflussen. Ich möchte nun einige Einflüsse von Scrum auf das menschliche Leben prognostizieren:

Einfluss von Scrum auf die Familie

Die Familie ist ursprünglich als Zweckgemeinschaft konzipiert worden. Es ist der kleinste, gemeinsame Nenner, um innerhalb der "kalten Welt" überleben zu können. Die Familie mutiert zu einem Scrum-Team mit einem eindeutigen Purpose (Zweck, Sinn, Nordstern). Der Sinn wird mittels Retrospektiven periodisch revidiert. Der Zweck einer Familie könnte Liebe, Geborgenheit sein. Der Zweck könnte ebenso gut auch finanzielle Absicherung und Komfort heissen. In kleinen Sprints verwirklicht die Scrum-Familie ihren Zweck mit Transparenz für alle Beteiligten.

Einfluss von Scrum auf die Politik

Die Politik ist nichts anderes als skalierte Agilität. Denn es kommen mehrere, für sich genommene, unabhängige Teams zusammen. Etwas wie eine "Gesellschaft" entsteht. Die Gesellschaft könnte in Agile Release Trains (SAFe) respektive in Requirements Areas (LeSS) geschnitten werden. Ein gemeinsames Ziel, ein gemeinsames Produkt hält die Gesellschaft zusammen. Die heutigen zelebrierten Partikularinteressen der Politik könnten in der Scrum-City dadurch aufgehoben werden. In Scrum-City verantwortet die Politik, dass diese unterschiedlichen Lebensmodelle ausgerichtet (Nordstern) und - vor allem - transparent gemacht werden können. Freilich verschwinden die klassischen Volksparteien, weil sie in unserer Analogie Komponenten-Teams gleichen.

Einfluss von Scrum auf die Umwelt

Die Umwelt ist eine Randbedingung, die uns beeinflusst, aber derzeit nicht veränderbar ist. Das Raumschiff Erde kreist verletzlich, schutzlos um die Sonne. Deren Passagiere identifizieren sich zunächst regional, höchstens national und selten als Menschheit. Die Scrum-City erkennt aufgrund der Technik Causal Loop Diagramm an, dass die Menschheit die Umwelt beeinflusst und umgekehrt - wenn auch bloss verzögert. Weil die Umwelt als gleichwertiger Stakeholder rangiert, werden deren Bedürfnisse ernstgenommen und in den Sprints berücksichtigt. Die Unternehmen streben einen Ausgleich mit der Umwelt an. Auch privat schont man die Umwelt.

Einfluss von Scrum auf die Kunst

Die unzähligen Retrospektiven in der Scrum-City werden manchmal für den Kunstausdruck genutzt. Die Kunst kann kommunizieren, was nicht mit konventionellen Methoden kommuniziert werden kann. Die Kleinkunst blüht in unserer Scrum-City auf. Es wird gebastelt, inszeniert, gelacht und entworfen. Die meisten Team-Mitglieder entspannen sich so. Monatlich werden neue Handwerkskünste entdeckt. Diese Menschen werken allesamt ehrenamtlich und sind "sinngetrieben".

Weitere Einflüsse?

Was wäre, wenn? Ich lade zum Gedankenexperiment ein: Was würde sich in einer Scrum-City ausserdem ändern? Diskutiere mit uns in den Kommentaren :-). 

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