dot.research - Warum Purpose in Organisationen wichtig ist

David Berger
03. März 2020

Wir arbeiten mehr als wir leben. Die Organisationen prägen die Verhältnisse, die wir als Realität akzeptieren. Die entfremdete Arbeit droht. Insbesondere die Wissensarbeit empfinden wir als entfremdend, weil sie fragmentarisch im Tun und willkürlich in der Wirkung ist. Warum ein Purpose in diesem Kontext wichtig ist, erklärt dieser Blogbeitrag.

Ein Design Thinking Workshop kann zwar Sinn stiften. Man zoomt ins Kundenbedürfnis, beweist sich empathisch, entwickelt Prototypen und testet abermals - doch meistens verkümmert die Initiative. Die Lösungsidee ist schubladisiert und vom Tagesgeschäft oder von der Geschäftspolitik überkommen.

Auch wissensintensive IT-Arbeit kann entfremden. In einer Microservice-Architektur betreibt man einen winzigen Baustein in einer unüberschaubaren Kette von Services, die völlig automatisiert und mit der blossen Ahnung weniger Architekten verzahnt sind. Abends weiss man kaum, wie man zum Erfolg der Organisation beigetragen hat. 

Die Wissensarbeit ist immer mehr fragmentiert. Obwohl Scrum interdisziplinäre und stets auskunftsfähige Teams wünscht, ist die Realität eine entfremdete Arbeit. Die Komplexität der IT-Aufgabe ist vervielfacht. In diesem "Gemurkse", so zitierte die NZZ jüngst Paul Watzlawick, verstünde bloss noch das System das System - und wir Menschen nicht mehr länger. 

Ich habe in einem Blogbeitrag gerätselt, ob die Welt "planbarer" oder "chaotischer" wird. Das war im Februar 2019. Heute tendiere ich, so Bauchgefühl, zu einer "chaotischeren" Welt. Ungeachtet des Weltgeistes hat aber eine Erkenntnis sich verfestigt: Die Frage nach dem Warum, des Sinnes, des Purposes und insbesondere für Organisationen. 

Die natürlich entfremdete Arbeit, wie sie heute aufgrund der Komplexität ausgestaltet ist, kann mit einem kraftvollen Purpose entspannt und ausgeglichen werden. Ein Purpose befeuert. Ein Purpose lädt jede Aufgabe mit Sinn und Wert auf. Ob jemand "nur" den Boden fegt, ist irrelevant, solange die Aufgabe dem höheren Purpose der Organisation hilft. 

Ein Purpose befreit. Ein Purpose motiviert zu mehr Qualität. Eine als sinnvoll empfundene Aufgabe bewältigt der Mensch automatisch mit mehr Leidenschaft, dadurch mit mehr Qualitätsbewusstsein, Achtsamkeit und Demut. Purpose unterstützt Qualität. Doch nicht bloss die Qualität, auch die Effizienz profitiert.

Denn sinnvolle Aufgaben wollen wir Menschen mit möglichster hoher Effizienz abwickeln. Wir wollen keine Minuten vergeuden, sondern noch mehr Sinn schaffen durch noch mehr Durchsatz. Wir lieben Sinn und wollen Sinn vermehren. Weil Sinn beruhigt. Sinn fühlt sich wohlig, angenehm, weil eben sinnvoll an. Alle Menschen mögen Sinn. Umso mehr Sinn, umso besser also.

Organisationen mit kraftvollem, spürbarem Purpose haben es leicht. Ihre Mitarbeitende sind empfänglich für progressivere Formen der Arbeit. Scrum? Kein Problem. Technische Exzellenz? Optimiert. Lernende Organisation? Bitte. Wer Purpose hat, hat gleichzeitig Sendungsbewusstsein und Selbstbewusstsein - und dadurch eine andere Haltung zur Arbeit.

Auch börsennotierte Organisationen können einen Purpose haben. Purpose ist nicht bloss den Verwaltungen, Nichtregierungsorganisationen oder Genossenschaften vorbehalten. Der Purpose ist mehr oder weniger offensichtlich - jedenfalls ist der Purpose zu vermitteln, eine herausfordernde Führungsaufgabe, die Vollzeit ausgeführt werden muss. 

Wie man einen Purpose kommuniziert, entwickeln wir im Kontext unserer dot.journey "Reinventing Leadership". Interessiert?

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