dot.review - Eine persönliche Rezension der Agile Unconference 2025

2 Minuten Lesezeit
25. November 2025

Das ist eine persönliche Rezension der diesjährigen Agile Unconference 2025 in Zürich, veranstaltet von den Swiss Agile Leaders. Das Motto war "Agile is (un)dead". Wir waren mit einer Delegation dort vertreten, ebenso die agilist. cooperative. Willkommen. Übrigens hat mein Kollege Tobias ebenfalls eine Rezension verfasst, aber dort geht es mehr um die Agilitätskrise generell. 

Der Raum war gut gefüllt. Knapp hundert Teilnehmenden haben sich motiviert, Karl der Grosse, das Debattierhaus am aktivistischen Spektrum der Stadt Zürichs aufzusuchen. Die Agile Yogis waren unter sich. Die Begrüssung glich einem Klassentreffen, alle haben jeweils mindestens 100 gemeinsame LinkedIn-Kontakte. 

Die Infrastruktur war angemessen, niemand musste auf Post-its und Stifte verzichten. Die Zwischen- und Mittagsverpflegung verschlang ich. Der Klassiker wie Hörnli mit Gehacktem entspricht ganz meinem Gusto. Rauchen konnte ich ebenfalls problemlos. Eventuell könnte man den Plenarsaal besser dämmen - aber ja, eine gewisse Lautstärke muss erwartbar sein. 

Die drei Gastgeber waren routiniert. Kleine Sticheleien wurden mit lautem Szenenapplaus gewürdigt. Ich habe auch zuweilen gelacht. Man kannte sich. Soviel zur Form, nun zum Inhalt, der in einem Barcamp-Format erarbeitet wurde. 

Agile hat sich ja zum "Produkt" gemausert. Etwas, das man einfach beschaffen und einführen kann. Etwas, das die Führung einfach anordnet. Oder das man einfach wieder ersetzt, weil es nicht mehr passt, nicht mehr zeitgeistig ist. Agile wirkt denn auch abgenutzt. So war Scrum mal angesagt, heute langweilt Scrum nur noch. 

Manche Firmen erleben auch Pendelbewegungen. Leicht angesäuerte Agile Coaches haben sich untereinander sanft bemitleidet. Etliche Firmen haben sie nämlich längst entsorgt. 

Andere Diskussionen kreisten, wie man das Senior-Management von Agile (wieder) begeistern könne. Dass das Senior-Management eigene Herausforderung hat und sich selten für die Ideen ihrer Mitarbeitenden interessiert, schien vergessen. 

Den minimalen Konsens bildete die Unkeynote von Dave Thomas, einem Mitunterzeichner des Agile Manifesto. Darin erläuterte er nochmals, dass Agile als Produkt faktisch überkommen sei, aber Agilität als Haltung fortdauern werde. Für Dave ist selbst Scrum zu viel des Guten. Weil Dave reduziert alles (Agilität, Arbeit, Leben, Erfolg) auf folgende Aktivitäten:

  • adapting
  • feedback
  • resolving conflict
  • pushing responsibility down
  • passing feedback up

Diese Aktivitäten seien universal und bedürfen keines Produktes in Repräsentation eines Prozesses, um sie gestalten zu können. Ich stimmte zu. Eigentlich ist alles so einfach. Man könnte das einfach wie Dirk von Lowtzow säuseln. Hier zum Mitseufzen.

Vermutlich hat sich die Bewegung hierzulande erschöpft. Sie hat sich auch nicht verjüngt. Klar, einige Deutsche sind eingewandert - und das ist auch gut so. Als ich knapp vor fünfzehn Jahren einstieg, war ich der jüngste. Und ich bin gefühlt immer noch der jüngste. Und das ist irgendwie eigenartig. Wo sind die jungen Wilden? Und überhaupt, wo sind die anderen Geschlechter?

Und nun die wichtigste Frage: Würde ich den Anlass einem Freund:in empfehlen?

Ja, grundsätzlich allen Beratern, Yogis, Agile Coaches, Mentoren oder Teamaktivatoren. Ein wenig Männerkonkurrenz, ein wenig Benchmarking, ein wenig Zusammengehörigkeitsgefühl, ein wenig Selbsthilfegruppe manchmal. Das tut allen manchmal gut. Falls die Lage es zulässt, werde ich nächstes Jahr wieder dort sein. 

 

 

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