Mit vier Schritten zu Built-In Quality

Marcel Ruetschi
06. Dezember 2022

Aktuell frage ich mich, warum ich diesen Artikel überhaupt schreibe. Auf LinkedIn hatten durchschnittlich neun Personen auf die ersten zwei Beiträge der Serie reagiert. Sechseinhalb davon arbeiten bei dot und eine ist mit mir verheiratet. Ich habe viel investiert, aber wenig Mehrwert generiert. Ein Anhaltspunkt für schlechte Qualität?

Welchen Einfluss Qualität auf unser Wohlbefinden haben kann, wurde von mir zu Beginn dieser Serie erläutert. Im zweiten Teil wies ich darauf hin, dass Prozesse gemäss den gegebenen Umständen definiert und kontinuierlich angepasst werden müssen. Mit diesem vorerst letzten Beitrag der Quality-Time Blog Serie erläutere ich, wie Teams in vier Schritten selbstständig Built-In Quality erreichen können.

Schritt 1: Schärfe Qualitätsbewusstsein

Meine Analogie benötigt nicht viel Feingefühl, um zu erkennen, dass es an Qualität fehlt. Ich hatte etwas entwickelt, was niemand liest. Meistens entstehen die Qualitätsprobleme in Teams schleichend und über eine gewisse Zeit. Was zu Beginn sehr pragmatisch und «freestyle» umgesetzt werden konnte, wird mit zunehmender Komplexität schwieriger.

Anzeichen für die Verschlechterung sind:

  • Einbussen in der Umsetzungsgeschwindigkeit
  • Grössere Aufwände um Informationen zu finden
  • Erstellen von Übersichts-Seiten im Dokumentationswerkzeug
  • Redundante Informationen / Daten / Dokumente

Alles Punkte, welche sich direkt auf die Effizienz auswirken und das Risiko für falsche oder unvollständige Lieferungen erhöht.

Aufmerksamkeit

Schritt 2: Hinterfrage Qualitätsziele

Kommen wir zu meinen zwei Beiträgen zurück. Objektiv betrachtet habe ich (funktional) vollständig geliefert, weil ich keine expliziten Ziele zur Reichweite hatte. Ein bisschen spitzfindig und zeugt nicht unbedingt von kundenorientiertem Handeln. Trotzdem begegne ich ähnlichen Äusserungen immer wieder in meinem Alltag bei Kunden.

Dies ist ein wichtiges Anzeichen, dass der Sinn und Zweck des Vorhabens nicht verstanden werden und ein grosses Risiko besteht, dass die gelieferte Qualität nicht den Erwartungen des Kunden entspricht. Je nach Motivation des Teams kann dann die minimale oder die perfekte Lösung geliefert werden, wobei beide Extreme tunlichst zu vermeiden sind.

Ein nachhaltiger Lösungsansatz ist die regelmässige Kommunikation der Vision und Ziele an das Team. Effektiver und effizienter ist jedoch pro-aktiv Vertreter:innen aus dem Team beratend bei der Zieldefinition beizuziehen, damit die gegenseitige Erwartungshaltung kommuniziert und eventuelle Mankos gemeinsam früh Identifiziert werden können. Dies fördert das gegenseitige Verständnis der Situation und führt zu Vertrauen durch transparente Kommunikation.

Schritt 3: Fordere Qualität

Sobald gemeinsam Ziele oder Vorgehen definiert wurden, geht es darum, sich diszipliniert an die Vereinbarungen zu halten und geschaffene Werte vorzuleben. Unter den Werten verstehe ich auch die Sammlung der in den Zielen definierten Qualitätsmerkmale wie Prozess-, Projekt und Produktqualität. Die regelmässige Prüfung liegt in der Verantwortung von jeder und jedem Beteiligten im Entwicklungsvorhaben.

Die Prüfung ist eine Wertschätzung und das nicht nur im Falle von Erfolg. Bei einem Misserfolg wird identifiziert, warum die Qualität nicht erreicht wurde und wie diese Herausforderung gemeinsam behoben werden kann. Die Verbesserung als Konsequenz kann nur etabliert werden, wenn die Einforderung der Ziele konsequent gemacht wird. Wird dies nicht gemacht, wirkt sich das demotivierend auf die Person aus, welche für die Zielerreichung Aufwand investiert hat.

Schritt 4: Fördere Qualität

Die Sensibilisierung auf Qualität von allen Beteiligten und das geschaffene Vertrauen durch die transparente Kommunikation ermöglicht eine offene Fehlerkultur. Dies ist die Grundlage für eine effektive Verbesserung von Herausforderungen.

Mit der Zieldefinition besteht ein Benchmark, welcher eine objektive Beurteilung der Impediments zulässt. Somit ist es relativ einfach, den Mehrwert einer Verbesserung aufzuzeigen, sowohl für das Team wie auch für die Kundenvertreter:innen. Sobald Business Value zugewiesen werden kann, hat die Verbesserung ihren Platz im Backlog verdient und kann entsprechend geschätzt, geplant und verbessert werden.

Consultant-Current View

Quintessenz

Qualität ist allgegenwärtig und bestimmt praktisch unser Leben. Sie lässt uns Schwachstellen erkennen und diese entsprechend zu verbessern. Im professionellen Umfeld müssen wir Qualität quantifizieren können, um objektiven Mehrwert aufzeigen zu können.

Es liegt in unserer Natur, dass wir wissen möchten, was für uns drin ist (what’s in it for me?). Zahlen und Fakten werden vom Hirn als erstes und am schnellsten registriert. Darum sind diese messbaren Standards für eine rationale Entscheidungsfindung wichtig. Wir zeigen aber lediglich, dass wir Qualität messen und entsprechend «beherrschen» können – eine technische Exzellenz.

Wahre und nachhaltige Qualität entsteht durch Interaktion. Nur durch die Kommunikation von gegenseitigen Erwartungshaltungen in allen Bereichen lässt und uns das Warum und die Sinnhaftigkeit unseres Tuns verstehen.

PS: ich bin gespannt, ob sich die Veränderungen in diesem Blog auf die Reaktionen bzw. die Reichweite auswirken. Wer wissen will, was ich verändert habe, darf mich gerne anschreiben.

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