dot.review - Erfahrungsbericht CAS Requirements Engineering HWZ

David Berger
24. Oktober 2017

Niemand bestreitet, dass man sich kontinuierlich weiterbilden muss. Unser Mitarbeitende David Berger hat jüngst sein CAS Requirements Engineering an der HWZ in Zürich abgeschlossen. In diesem Blog berichtet er über seine Erfahrungen. 

CAS Requirements Engineering der HWZ

Das CAS Requirements Engineering der HWZ basiert auf dem hier bestens bestens bekannten IREB CPRE Foundation Level. Statt in drei vermitteln die Dozenten das Geheimnis Requirements Engineering in zwölf Präsenztagen. Der Leistungsnachweis erfolgt parallel mit einer Gruppenarbeit, wo die Techniken sofort praktiziert werden können. Die Gruppenarbeit mit abschliessender Gruppenpräsentation krönt das CAS. Inhaltlich prägen vor allem Vertreter der infogem AG und Zühlke das CAS.

Requirements Engineering als Methodenbaukasten

Für mich ist Requirements Engineering eine ewige und grundsätzliche Disziplin, die sowohl privat wie auch beruflich in unterschiedlichem Kontext angewendet werden kann. So ist Requirements Engineering nicht alleine auf Beschaffungs- oder Entwicklungsvorhaben mit grossen IT-Bezug beschränkt. Vielmehr ist Requirements Engineering eine Art Lebensphilosophie, dessen wichtigste Paradigmen sind:

  1. Vom Groben zum Detail: Wie man den Elefant schneidet respektive wie man mit Komplexität umgehen kann
  2. Mit Grauzonen umgehen können: Wie man mit Unklarheiten, Unabgestimmtheiten oder Unsicherheiten umgehen kann

Leider war das CAS zu technokratisch, also zu sehr auf die einzelnen Methoden fixiert. Die einzelnen Methoden können zwar lokal und isoliert umgesetzt werden, doch das CAS konnte zum Beispiel mir keine plausible Orchestrierung aufzeigen. Orchestrierung bedeutet, wie ich die einzelnen Methoden aus dem Requirements Engineering kontextsensitiv und damit sinnvoll und zweckmässig gebrauchen bzw. kombinieren kann.

Denn ich kenne nun zwar alle Techniken des Requirements Engineerings, ich spüre aber gleichzeitig, dass ich nicht alle Techniken gleichzeitig und mit gleicher Detaillierung einsetzen muss.

Das bremst eine pragmatische Überführung in die Praxis. Diesen Befund möchte ich wiederum in unserer dot.Academy einarbeiten, wo man nicht bloss Methoden lernt, sondern auch deren Orchestrierung.

Orchestrierung ist denn auch eine Herausforderung im agilen Kontext. Das CAS hat es versäumt, Requirements Engineering sinnvoll im agilen Kontext einzubetten. Der IREB RE@Agile Primer hingegen ist deutlich pragmatischer. Das Schulbuch Requirements Engineering mit seiner Breite und Tiefe wird heutzutage nirgends mehr grossflächig umgesetzt. Es ist gescheitert.

Eine chirurgische Auswahl zweckmässiger Methoden zur richtigen Zeit und im richtigen Umfang mit den richtigen Personen hingegen ist ein kritischer Erfolgsfaktor für alle Projekttypen - und insbesondere im agilen Kontext.

Würde ich das CAS Requirements Engineering weiterempfehlen?

Ich bin voreingenommen. Bekanntlich doziere ich als IREB Trainer für den Foundation Level. Ich empfinde den IREB CPRE Foundation Level als den idealen Einstieg. Drei Tage mit anschliessender Zertifizierung. Viel wichtiger ist aber die Umsetzung in der Praxis. Wie bei den agilen Methoden kann man sich tagelang schulen, ausbilden, weiterbilden und belehren lassen - doch den effektiven Erkenntnisgewinn kann man erst in der praktischen Umsetzung erfahren. Zwölf Tage in einem Semester sind für mich zu viel reine Theorie, auch wenn die Gruppenarbeit das etwas abschwächt.

Im Sinne dieser Nutzwertanalyse kann ich das 12-tägige CAS einem Freund nicht empfehlen. Auf einer Skala von 0-10 rangiert es auf 3. Einsteiger sind mit dem dreitägigen Grundlagenkurs besser unterstützt, der überdies mit einem internationalen Zertifikat abschliesst. Wer Requirements Engineering im Alltag implementiert, vor allem im agilen Kontext, dem rate ich weiterführende Zertifizierungen, die besser zu den individuellen Herausforderungen passen. Eine überdimensionierte, vor allem unorchestrierte Breite von Theorie verschwendet Geld und vor allem Zeit.

BTW: Ärgernis Weiterbildungen?

Bei der dot consulting AG unterscheiden wir zwischen betriebsnotwendigen und nichtbetriebsnotwendigen Weiterbildungen. Die betriebsnotwendigen sind katalogisiert, sind ohne Diskussion und können von den Mitarbeitenden selbständig gebucht werden. Nichtsbetriebsnotwendige Weiterbildungen müssen jeweils "gepitcht" werden mit einer kleinen Vorlage. Eine Weiterbildungsvereinbarung existiert nicht, denn das Unternehmen profitiert unmittelbar. Wir verordnen keine Knebelverträge, die oftmals im Unwissen, oder unter Androhung, oder Druck abgeschlossen werden. Das reduziert Komplexität des Unternehmens und erhöht die Zufriedenheit der Mitarbeitenden.

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