dot.intern - Warum am System manchmal wichtiger ist als im System

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10. September 2024
dot.intern - Warum am System manchmal wichtiger ist als im System
3:27

Zugegeben, wir sind Consultants, wir müssen Geld verdienen. Verrechenbare Stunden sind eine durchaus gerechtfertigte Kennzahl. Daher verstehen wir das Spannungsfeld zwischen am und im System zu wirken. Dieser Blog ist eine Hymne der Am-System-Arbeit. 

Eine Consultingfirma, die bloss verrechenbare Stunden zählt, nennen wir manchmal ironisch als "Menschenhändler". Sie verkaufen bloss Körper, meistens im beruflichen Netzwerk und dann sprechen wir - ebenfalls ironisch - vom Body Leasing. Das System floriert, solange junge Menschen zu zweifelhaften Raten beim Kunden Stunden verrechnen können. 

Das passiert und das ist auch nicht per se verwerflich. Wir wollen auch nicht das Mantra wiederholen, wir seien anders, wir wollen echten Mehrwert schaffen und so weiter - die üblichen Leitbilder aller Beratungsorganisationen. Auch wir wollen und müssen Geld verdienen. Wir machen manchmal, was Widersprüche provoziert und die wir aushalten müssen. 

Was wir wirklich anders versuchen, ist die Am-System-Arbeit zu fördern und auch umzusetzen. Wir haben keine 20%-Regelung, wo man 20% seiner Arbeitszeit irgendwie und irgendwo investieren kann. Unsere 20%-Regelung bedeutet Arbeit am System. Und zwar gemeinsam. Selbstredend müssen wir unsere 20% stets erkämpfen - und eben auch finanzieren. 

Die Intensität der Am-System-Arbeit kann variieren. Wir haben in den letzten neun Monaten von unseren Reserven gezehrt. Damit meine ich nicht unsere finanziellen Reserven. Damit meine ich die Auseinandersetzung mit unserem Vorgehen, unseren Methoden, unseren Rollen und Führung, unserem Qualitätsverständnis und unseren Interaktionen als Gruppe.

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Im Hotel La Couronne neben der St. Ursen Kathedrale in Solothurn am dot.retreat.

Wir haben uns als Gruppe ein wenig vernachlässigt. Das hat teils auch die Integration oder "Adoption" neuer Mitglieder erschwert, weil wir anders priorisiert haben. Das kann funktionieren - wie auch in einer privaten Beziehung - aber nicht als Dauerzustand. Wir müssen in unser System investieren, unsere Beziehungen stärken, unsere Methoden schärfen. 

Aus einer kurzfristigen ökonomischen Perspektive mutet das nicht intuitiv an. Wir müssen doch Geld verdienen. Zumal Geld als Massstab unendlich ist - nicht einmal der Himmel kann Geld begrenzen - es gibt nicht "genug". Dazu kommt ja, dass alles irgendwie funktioniert. Man hat sich als Gruppe eingeschworen, man hat die Nuancen im sozialen System akzeptiert und sich auf ein Vorgehen geeinigt. 

Doch die Welt und auch die Gruppe verändern sich. Unsere Modelle und Methoden müssen weiterentwickelt werden. Aber auch wir als Menschen sind nicht mehr dieselben; wir haben sich ändernde Bedürfnisse, Prioritäten verschieben sich. Wir müssen uns als Gruppe und Organisation nochmals und auch nicht das letzte Mal aushandeln. 

Wir wollen in das Am-System investieren. Wir wollen uns für die Zukunft rüsten. Wir tun das, wenn es uns gut geht. Wir tun das, weil wir wollen - und nicht, weil wir in einigen Jahren sonst dazu gezwungen werden. Wir sind überzeugt, dass Am-System-Arbeit sich langfristig auch finanziell auszahlt. 

Wir wollen damit auch alle anderen Organisationen ermuntern, ihre Organisationen zu entwickeln - das Spannungsfeld zu entladen. Wir müssen nicht immer noch fleissiger und effizienter werden als Organisationen - manchmal müssen wir uns bloss als Gruppe oder als Organisation reflektieren und wieder auf ein gemeinsames Ziel ausrichten. 

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